Ausgabe 01 / 2025

Nachhaltige Mobilitätslösung für Monteure

Daniel Last

Man sieht sie jeden Tag auf der Strasse oder auf Baustellen: Kleinbusse von Bauhandwerkern. Doch was für uns so selbstverständlich ist, stellt eine massive Umweltbelastung dar, fahren diese Transporter doch oftmals Material durch die Gegend, das nicht zwingend gebraucht würde. Mit massiven Auswirkungen auf die CO2-Bilanz. Das IDEE Institut für Innovation, Design und Engineering hat gemeinsam mit zwei Unternehmenspartnern eine Lösung entwickelt. 

Konkret geht es um ein von Innosuisse gefördertes Projekt, das bis zum Sommer 2025 läuft. Was es damit auf sich hat, erklärt Projektleiter Samuel Böhni: «In unserem Projekt arbeiten wir mit der Firma Schindler Aufzüge AG zusammen, deren Monteure in der Schweiz mit Dieselfahrzeugen unterwegs sind. Diese Fahrzeuge sind mit bis zu einer Tonne Material und Werkzeug beladen, wobei hiervon pro Tag jedoch immer nur ein geringer Teil gebraucht wird.»

Sprich, es wird jeden Tag unnötig Gewicht durch die Gegend gefahren, was zu einem massiv erhöhten Ausstoss von CO2 führt. Denn pro 100 Kilogramm Zusatzgewicht steigt der Verbrauch eines (Verbrenner-)Fahrzeugs um etwa 0,3 bis 0,5 Liter auf 100 Kilometer. Durch die Materialtransporte müssen zudem Fahrzeuge mit grossem Volumen eingesetzt werden, welche für den privaten Einsatz ungeeignet sind. Für private Fahrten benötigen die Monteure bisher deshalb ein zweites Fahrzeug und die Kleinbusse belegen während dieser Zeit Parkplätze in den Wohngebieten.

Schindler-Monteur mit einer im Projekt entwickelten Werkzeugbox.
Schindler-Monteur mit einer im Projekt entwickelten Werkzeugbox
Zwei Konzepte für Entkopplung

Die Idee hinter dem Projekt ist es, den Personen- und Werkzeugtransport zu entkoppeln. Hierdurch würde nicht nur die Umwelt massiv entlastet, die Monteure wären somit auch wesentlich flexibler. Denn statt mit den bislang eingesetzten Transportern könnten die Monteure zukünftig mit elektrisch angetriebenen Privatfahrzeugen, Fahrrädern oder dem ÖV zu den Baustellen fahren. Und wie kommt das Material auf die Baustelle, auf der jeder Monteur im Schnitt drei Wochen verbringt? Hierfür gibt es zwei Konzepte, wie Böhni ausführt: «Die erste Möglichkeit sieht vor, dass jeder Monteur sein Material mit einem Anhänger auf die Baustelle bringt. Bei der zweiten Möglichkeit wird das Material von einem Transportunternehmen in einer Palettenbox auf die Baustelle geliefert und nach Fertigstellung der Arbeiten wieder abgeholt.» Für beide Konzepte wurden gemeinsam mit Umsetzungspartnern technische Lösungen entwickelt, welche die spezifischen Bedürfnisse der Schindler-Monteure erfüllen.

Die Idee für diesen Ansatz der Entkopplung von Personen- und Werkzeugtransport entstand aufgrund des guten Netzwerks seitens IDEE. «Der Logistik-Dienstleister EMIL EGGER AG hatte diese Idee bereits mit einem kleineren Handwerksbetrieb aus St.Gallen in Betracht gezogen. Für uns war schnell klar, dass es hier einen grösseren Partner braucht, um die Umsetzung und die Auswirkungen entsprechend einstufen und bewerten zu können. Mit der Schindler Aufzüge AG haben wir einen Partner gefunden, der von sich aus in diesem Bereich bereits sehr engagiert unterwegs war. Für uns bedeutete dies natürlich einen Glücksfall», so Böhni.

Werkzeugbox am Campus Rapperswil.
Die Werkzeugboxen bei der Begutachtung vor Ort am Campus Rapperswil.
Resonanz wird immer positiver

Da sich viele Monteure stark mit den Transportern verbunden fühlen, erwartete man zu Projektbeginn grosse Widerstände von Seiten der Monteure, weshalb eine saubere Analyse durchgeführt wurde. So wurden die Monteure vorgängig befragt, 350 von ihnen gaben ein entsprechendes Feedback. Mit sechs Monteuren ging es dann im Oktober 2024 in eine viermonatige Testphase. Sie sind seitdem mit Elektrofahrzeugen unterwegs, die sie auch privat nutzen können. Regelmässig wird seitens des IDEE durch Interviews Feedback eingeholt und ausgewertet. «Mittlerweile haben wir eine sehr positive Resonanz – das war am Anfang noch anders. Denn zunächst herrschte in der Tat viel Skepsis gegenüber der Umsetzung. Doch mittlerweile geht der Trend sogar dahin, dass die meisten involvierten Monteure darüber nachdenken, ihre privaten Fahrzeuge abzugeben, weil die Nutzung des Firmenfahrzeugs mit vielen Vorteilen verbunden ist», erklärt Samuel Böhni.

Dabei ist ein wichtiger Teilaspekt der Untersuchungen, mit welchen Anreizen, Informationen und Mietkonditionen den Mitarbeitenden diese private Nutzung entsprechend schmackhaft gemacht werden kann. Der Turnaround im Mindset ist dabei nicht so einfach, wie man denken könnte. Oftmals sind es «eingefahrene Prinzipien», die eine Blockade darstellen. Doch wie erwähnt, hat sich in diesem Fall die Haltung gegenüber der Umsetzung rapide in eine positive Richtung entwickelt.

Die Umwelt dankt

Den Hintergrund des Ansatzes stellt Böhni noch einmal klar: «Es geht hier nicht primär um eine technische Weiterentwicklung. Wir haben die Idee kreiert, wie man den unnötigen Transport, der eine hohe Umweltbelastung darstellt und zusätzlich keine Flexibilität ermöglicht, positiv umwandeln kann. Nun geht es vor allem darum, die Leute mit auf die Reise zu nehmen. Und dort sind wir auf einem sehr guten Weg.»

Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt weiterentwickeln wird. Doch die Vorzeichen stehen sehr gut, dass hiermit ein massiver Mehrwert geschaffen wurde. Nicht nur für die involvierten Firmen und ihre Angestellten. Sondern insbesondere auch für die Umwelt – die es sicherlich am meisten danken wird.

Box vom Aufzughersteller Schindler und ein Emil Egger Lastwagen
Kontakt

Samuel Böhni
IDEE Institut für Innovation, Design und Engineering
+41 58 257 14 21
idee@ost.ch

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