Respekt, Vertrauen, Wertschätzung
Im August 2024 hat das Departement Wirtschaft der OST die renommierte, weltweit anerkannte AACSB-Akkreditierung erlangt. In der Lehre sind Fragen der Nachhaltigkeit als Teil des Systemischen Managements integriert und selbständiges, reflektiertes und kritisches Denken wird in Zeiten von KI noch wichtiger. Und in der Forschung und bei den Dienstleistungen will das Wirtschaftsdepartement ein nachgefragter und verlässlicher Partner sein. Thomas Metzger, Leiter Departement Wirtschaft, wagt im Interview den Blick in die Zukunft.

Thomas Metzger, Sie haben nach mehrjähriger Erfahrung in der Unternehmensberatung 2004 als Studiengangsleiter an der heutigen OST begonnen. 2010 haben Sie die Leitung der Lehre im Departement Wirtschaft übernommen und seit dem 1. August 2024 leiten Sie das Departement Wirtschaft und sind Standortleiter in St.Gallen. Wie hat sich Ihr Leben verändert?
Thomas Metzger: Vor meinem Wirtschaftsstudium war ich bereits drei Jahre als Primarlehrer in Abtwil tätig. Mein Studium habe ich dann mit Lehrpensen an Primar-, später an Berufs- und Mittelschulen finanziert. Weil ich Wirtschaftspraxis ausserhalb des Bildungswesens sammeln wollte, bin ich direkt nach meinem Studium in die Unternehmensberatung gegangen. Als ich nach einer halbjährigen Weltreise dann zurück nach St.Gallen kam, bewarb ich mich an der Fachhochschule für die Funktion des Leiters Weiterbildung Wirtschaft. Jene Stelle bekam ich dann zwar nicht, aber dafür bot man mir im Departement Wirtschaft ein stattliches Lehrpensum und die Studiengangleitung Betriebsökonomie an, was damals klar besser zu mir passte. Mein Job war im Departement Wirtschaft die Umsetzung der Bologna-Reform und dadurch die Einführung des nun bekannten Bachelor- und Mastersystems. Ich hatte Glück, in ein junges, motiviertes und innovatives Team hineinzukommen, mit welchem wir 2005 mit der FIBAA-Akkreditierung auch gleich unsere erste internationale Akkreditierung schafften. Wir haben viel gearbeitet, Erfolge gemeinsam gefeiert und manchmal danach auch zusammen gelitten (lacht). Diese grossen Herausforderungen und die funktionierende Teamarbeit haben mich stark geprägt. Mit der Zeit kamen bei mir immer mehr Managementaufgaben hinzu und irgendwann die Gesamtverantwortung für die Lehre im Departement Wirtschaft. Diese Entwicklung habe ich als fliessenden Übergang erlebt.
Sie unterrichten seit über zwei Jahrzehnten. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Der Unterricht in unseren Studiengängen sowie in der Weiterbildung ist interaktiv und basiert auf Klassengrössen, in denen dies noch möglich ist. Es war mir immer wichtig, die Studierenden möglichst mit deren Namen ansprechen zu können, weil dies zu einem respektvollen Miteinander führt. Ich erlebe unsere Studierenden meist motiviert, weil sie durch ihr Studium weiterkommen wollen, und ich sehe es als unsere Aufgabe, sie auf diesem Weg bestmöglich zu unterstützen. Werte wie Respekt, Vertrauen und Wertschätzung prägen nicht nur den Unterricht, sondern sind für mich auch in der Führung zentral. Diese Erfahrungen haben mich darin bestärkt, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, sei es in der Lehre oder im Management.
Welche neuen Einsichten haben Sie als Departementsleiter gewonnen?
Die Fusion zur OST war eine grosse Herausforderung. Unterschiedliche Kulturen mussten zusammengebracht werden, was logischerweise nicht immer einfach war. Ich schätze aber die konstruktive Zusammenarbeit in der Hochschulleitung und nehme wahr, dass alle eine starke OST wollen, welche als Hochschule etabliert und als attraktive Arbeitgeberin bekannt ist. Meine Perspektive hat sich durch meine neue Rolle natürlich erweitert: Neben der Lehre treten nun auch angewandte Forschung, Dienstleistungs- und Weiterbildungsangebote in meinen Fokus. Zudem schätze ich die Zusammenarbeit mit Fach- und Standortbeiräten sehr.
Die Gesellschaft steht vor grossen Herausforderungen: das Loch in der Rentenkasse, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, ein stark beanspruchter Planet. Was bedeutet dies für eine Hochschule, die künftige Betriebsökonominnen und Betriebsökonomen ausbildet?
Nachhaltigkeit ist ein zentraler Schwerpunkt. Wir haben an der OST Klima und Energie als eines von drei interdisziplinären Schwerpunktthemen (IdS) definiert. Forschungs- und Entwicklungsthemen in diesem Bereich werden also spezifisch gefördert. Das Departement Wirtschaft schafft mit der Professur für Nachhaltigkeit eine solide Basis, um zentrale Fragen von nachhaltigem Wirtschaften direkt anzugehen. Systemisch gesehen können nur nachhaltige Lösungen den Wert eines Unternehmens effektiv steigern. Alle unsere Studierenden lernen dies bereits im ersten Semester ihres Bachelorstudiums.
Wie integriert die OST die digitale Transformation?
Wir verfügen über eine zeitgemässe IT-Infrastruktur und nutzen diese entsprechend. Digitalisierung und KI sind in allen Studiengängen und in der Weiterbildung verankert. Forschung und Lehre greifen beispielsweise Themen wie KI-basierte Geschäftsmodelle, Digital Marketing Communication oder Blockchain and Crypto Assets auf. Ein Beispiel aus der Forschung ist ein Projekt, das Pflegedokumentationen automatisiert und Pflegekräften so mehr Zeit für Patienten gibt. Unsere Studierenden lernen nicht nur die Nutzung solcher Technologien, sondern auch, die Ergebnisse sinnvoll zu interpretieren.
Wie wird sich die Lehre an der OST in Zukunft verändern? Welche Rolle spielen ethische und gesellschaftliche Fragen, insbesondere im Hinblick auf Künstliche Intelligenz?
KI ist bereits vielfältig in der Lehre angekommen und wird sowohl von Studierenden als auch von Lehrpersonen angewendet. Wir möchten KI sinnvoll einsetzen und anwenden und gleichzeitig unsere Studierenden dazu befähigen, Gleiches zu tun. Der kritischen Interpretation des Einsatzes sowie der Ergebnisse, welche eine KI liefert, kommt entscheidende Bedeutung zu. Selbständiges Denken und den eigenen Verstand reflektiert einzusetzen, wird in jedem Fall zentral bleiben und sogar noch wichtiger werden.

Wir gehen davon aus, dass die Dynamik durch aktuelle Themen wie KI und Digitalisierung hoch bleiben wird.
Thomas Metzger, Leiter Departement Wirtschaft und Standortleiter des OST-Campus St.Gallen
Ihr Departement hat das AACSB-Qualitätssiegel erhalten. Welche Bedeutung hat diese Akkreditierung für die School of Management der OST?
Das AACSB-Label ist weltweit die zurzeit wichtigste Qualitätsauszeichnung für Wirtschafts-Hochschulen und wir sind sehr stolz darüber, dass wir die Akkreditierung im letzten August ohne nennenswerte Auflagen erhalten haben. Die Erreichung dieses weltweit anerkannten Qualitätssiegels war das Ergebnis einer intensiven und vorbildlichen Teamleistung. Dieses Qualitätssiegel bestätigt nicht nur, dass wir eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung anbieten, sondern auch, dass wir den vollständigen vierfachen Leistungsauftrag einer Hochschule auf einem hohen Qualitätslevel erfüllen und dabei in unserer Zielregion Ostschweiz eine wesentliche gesellschaftliche Wirkung erreichen. Es wird uns zudem attestiert, dass wir finanziell und ökologisch nachhaltig unterwegs sind und über beste Voraussetzungen verfügen, uns stetig weiterzuentwickeln. Die erfolgreiche Akkreditierung führt zu weltweiter Anerkennung und internationaler Sichtbarkeit der School of Management der OST, was es uns enorm erleichtert, internationale Kooperationen mit Hochschulen einzugehen. Dies wiederum steigert die Attraktivität unserer Studiengänge, erleichtert die Entwicklung internationaler Forschungszusammenarbeit und führt insgesamt zu einer Aufwertung der von uns verliehenen Diplome.
Welche Herausforderungen gab es im Prozess?
Es gab viele parallele Herausforderungen. So war es uns beispielsweise von Beginn weg ein zentrales Anliegen, den Prozess nicht einfach über die Leute hinweg durchzuziehen. Uns war wichtig, möglichst alle Personen im Departement Wirtschaft im Prozess mitzunehmen, da dieser von allen eine Entwicklungsbereitschaft einforderte. Sehr hilfreich war hier der Rat unseres AACSB-Mentors Prof. Dr. Karl-Heinz Rau von der Hochschule Pforzheim. Während des Prozesses wechselten die Standards von AACSB, welche wir zu beantworten hatten. Zudem bewältigten wir die Fusion zur OST, die Entwicklung und Einführung des neuen Bachelorstudiengangs in Management und Recht, umfassende Curriculumsreformen in allen anderen Studiengängen, die Markterweiterung von zwei Bachelorstudiengängen nach Rapperswil-Jona, zwei Wechsel in der Departementsleitung und darüber hinaus auch noch die Corona Pandemie. Ebenfalls möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir während dieser Zeit mit Peter Jaeschke und Roland Waibel zwei liebe und prozesstragende Kollegen durch zwei tragische Todesfälle verloren haben. Auch ihnen gilt postum meine Anerkennung und Dankbarkeit für ihre grossen Leistungen.
Welche Vorteile bringt das AACSB-Label für die OST?
Wie bereits erwähnt ist die AACSB-Akkreditierung die weltweit renommierteste Qualitätsauszeichnung für Wirtschafts-Hochschulen. Dies stärkt die nationale und internationale Sichtbarkeit unserer Hochschule und damit die Marke OST. Für internationale Partner wird die OST somit über die Departementsgrenzen hinaus attraktiv. So hatten wir aufgrund der kürzlich erreichten AACSB-Akkreditierung beispielsweise im letzten September bereits eine Anfrage der School of Engineering einer kanadischen Hochschule, welche mit unserem Departement Technik eine Zusammenarbeit im Bereich Drohnentechnik suchte.
Welche Themen werden in der Weiterbildung künftig wichtig sein?
Wir passen unser Angebot laufend an aktuelle Entwicklungen und natürlich der herrschenden Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten an. Themen wie Blockchain, Cybersicherheit, Kreislaufwirtschaft oder ChatGPT sind stark gefragt. Fast die Hälfte unserer 90 Weiterbildungsformate sind auf diese Trends ausgerichtet. Wir gehen davon aus, dass die Dynamik durch aktuelle Themen wie KI und Digitalisierung hoch bleiben wird.
Wo sehen Sie die OST in fünf bis zehn Jahren?
Ich wünsche mir eine OST, die durch ihre Praxisnähe und hohen Qualitätsansprüche Lösungen für ihre Partner bietet. Ziel muss es sein, unsere Fachhochschule als Leuchtturm für Wissenstransfer zu etablieren und unseren Studierenden eine Aus- oder Weiterbildung anzubieten, welche sie befähigt, ihr erworbenes Wissen und Können direkt in einem Unternehmen oder einer Organisation anzuwenden. Die Marke OST soll in einer überregional und per se schon sehr international ausgerichteten Ostschweiz als führender Aus-, Weiterbildungs- und Forschungspartner und schweizweit als transferorientierteste Fachhochschule wahrgenommen werden. Dazu möchte ich aktiv meinen Teil beitragen und ich freue mich, mit all jenen intensiv zusammenzuarbeiten, die ebenfalls motiviert sind, diese Vision umzusetzen.
Zur Person
Prof. Thomas Metzger leitet seit dem 1. August 2024 das Departement Wirtschaft an der OST und den OST-Standort St.Gallen. Er unterrichtet Systemisches Management im Capstone-Modul in den Bachelorstudiengängen sowie Mitarbeiterorientierte Unternehmensführung in der Weiterbildung. Der heute 57-Jährige ist im Toggenburg geboren und aufgewachsen. Nach Abschluss des Lehrerseminars an der Kantonsschule Wattwil war er drei Jahre als Primarlehrer in Abtwil tätig, bevor er an der Universität St.Gallen (HSG) ein Studium der Wirtschaftspädagogik mit der Vertiefung Führung und Personalmanagement absolvierte. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Unternehmensberatung trat er 2004 als Studiengangsleiter und Dozent in die heutige OST ein. 2005 wurde er vom Hochschulrat zum Professor für Betriebsökonomie und Systemisches Management gewählt. Ab 2010 übernahm er die Leitung der Lehre Wirtschaft, mit der Gesamtverantwortung für die Bachelor- und Masterstudiengänge der School of Management. Von November 2023 bis Juli 2024 leitete er das Departement interimistisch.