Ausgabe 01 / 2025

Nachhaltige Entwicklung im globalen Süden

Willi Meissner

Die OST – Ostschweizer Fachhochschule engagiert sich seit Jahren aktiv für nachhaltige Entwicklung im globalen Süden: mit gegenseitigem, interkontinentalem Wissenstransfer und einer engen, interdisziplinären Zusammenarbeit sowie mit innovativen Technologien. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, Medikamente und Impfstoffe zu kühlen sowie eine zuverlässige Frischwasser- und Energieversorgung mithilfe von Solarenergie zu betreiben.

Die Basis jeder nachhaltigen Entwicklung ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Diese stand bei der Plattform interdisziplinäre Zusammenarbeit und nachhaltige Entwicklung im globalen Süden (GSC@OST) von Anfang an im Mittelpunkt. Seit mehr als vier Jahren engagiert sich eine wachsende Gruppe von Forschungsinstituten und Studiengängen der OST zusammen mit derzeit mehr als neun Partnerorganisationen in Ländern wie Ghana, Liberia, Südafrika oder Burkina Faso. Durch den Einsatz moderner und angepasster Technologien wird angestrebt, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort nachhaltig zu verbessern. Durch parallelen Wissenstransfer sowie Austausch- und Ausbildungsprogramme wird sichergestellt, dass die gebauten Infrastrukturen nachhaltig und selbstständig in den Ländern betrieben und unterhalten werden können.

Drei Personen stehen vor Solarküche in Burkina Faso.
Die Solarküche im Einsatz - es funktioniert hervorragend.

Alle Fäden laufen beim UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik sowie beim SPF Institut für Solartechnik der OST zusammen. Hier werden die Aktivitäten der GSC@OST-Partner gebündelt. Auch andere OST-Akteure wie die Institute für Bau und Umwelt (IBU), für Pflegewissenschaften (IPW), für Soziale Arbeit und Räume (IFSAR) und für Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz (IKIK) leisten einen wichtigen Beitrag. «Mittlerweile können wir Projekte und Wissensaustausch in den Bereichen Wasser, erneuerbare Energien, Recycling, Bauen, Gesundheit, und Soziales umsetzen», sagt Dorothee Spuhler, Projektleiterin am UMTEC. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern werden zum Beispiel Projekte in den Bereichen Wasseraufbereitung, Abfallwirtschaft, nachhaltiges Bauen und erneuerbare Energien parallel zur Gemeindeentwicklung umgesetzt. «Unser Ziel ist es immer, praktische Lösungen zu entwickeln, die den spezifischen lokalen Bedürfnissen und Bedingungen entsprechen und von den lokalen Akteuren unterstützt werden», sagt Spuhler. Vermehrt haben OST-Studierende die Möglichkeit, ihre Semester- oder Bachelorarbeiten auch im globalen Süden durchzuführen. Die dabei gemachten Erfahrungen gehen weit über die technischen Inhalte hinaus. Der Einsatz von erlangtem Wissen in einem anderen – auch sozialen und kulturellen Kontext – zu verankern, fördert das ganzheitliche Verständnis der Ingeneurinnen und Ingenieure der Zukunft und ist meistens eine prägende und womöglich auch wegweisende Lebenserfahrung.

Technologische Innovationen für den globalen Süden

Die OST kann in diese Projekte fachlich sehr breite Expertise einbringen. Dazu gehören kosten- und wartungseffiziente Wasseraufbereitungssysteme und nachhaltige Abwasserbehandlungstechniken, die die Hygene Verhältnisse massiv verbessern und so einen Beitrag zur Gesundheit und sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung leisten. Das Wissen um Planung, Aufbau und Betrieb der Energieversorgung stellen wiederum weitere Institute der OST (siehe Box), meistens in Form von Solarenergie zur Verfügung. Ergänzt werden diese Aktivitäten durch regelmässige Blockwochen und Workshops sowohl in der Schweiz wie auch in teilnehmenden Ländern. Von diesem Wissensaustausch profitieren sowohl Studierende der OST und wie auch Studierende aus Afrika.

Luftbild Entwicklungsprojekt in Burkina Faso.
Luftaufnahme von den SophiA-Containern (rechts unten) neben einem Spital in Burkina Faso.
Solartechnologie als Schlüssel zur Energieversorgung

Ein perfektes Beispiel für GSC@OST-Projekte ist das Projekt SophiA. Sauberes Wasser, eine zuverlässige Stromversorgung und Kühlsysteme für Medikamente und Impfstoffe sind in vielen ländlichen Spitälern Afrikas keine Selbstverständlichkeit. Um auch in abgelegenen Regionen eine bessere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, unterstützt die EU das Projekt SophiA, das auf modulare Container setzt, die mit Sonnenenergie Trinkwasser, Wärme, Kälte und Strom produzieren.

Die ersten dieser Container sind in Burkina Faso seit Mai 2024 direkt neben einem Spital in Betrieb und stellen auch bei immer wieder vorkommenden Stromausfällen oder anderen technischen Problemen zuverlässig essentielle Elemente für einen sicheren, hygienischen Spitalbetrieb sicher:

  • sauberes Trinkwasser, frei von Bakterien und Viren
  • Warmwasser und Dampf zum Sterilisieren und/oder Kochen
  • Kühlsysteme für Arzneimittel, Blutplasma und Impfstoffe
  • Kühlung von Lebensmitteln
  • Kühlung von chirurgischen oder intensiv­medizinischen Einheiten

Das Container-System funktioniert nach einem «Off-Grid»-Prinzip, also ohne jegliche Anbindung an die lokale Stromversorgung, und bietet den Spitälern damit dringend benötigte Planungssicherheit bei der Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten. «Wir legen grossen Wert darauf, lokale Techniker und Krankenhauspersonal auszubilden, um sicherzustellen, dass das System langfristig eigenständig betrieben und gewartet werden kann», erklärt Mihaela Dudita-Kauffeld, die Projektleiterin am SPF. «In das Projekt und die Schulungsmassnahmen binden wir ausserdem ehemalige EEU-Studierende ein. Ein Beispiel ist Kilian Kälin, ein früherer EEU-Student, der kürzlich in Kamerun an einer Schulung zu SCADA und PV-Systemen teilgenommen und sein Wissen dort weitergegeben hat.» Das SPF Institut für Solartechnik ist im internationalen Projektteam für die Entwicklung der Solartechnologie, die Lebenszyklusanalyse sowie das Energiemanagement und die Steuerung der Subsysteme verantwortlich.

Die Küchen können nachhaltig mit Solarenergie betrieben werden.

Insgesamt werden mithilfe der EU-Fördermittel SophiA-Systeme in vier Ländern aufgebaut. Neben dem bestehenden in Burkina Faso werden derzeit auch neben Spitälern in Uganda, Malawi und Kamerun selbstversorgende Container installiert. Lokale Unternehmen können diese replizieren und so mit jedem neuen System die Lebensqualität in umliegenden Regionen verbessern helfen.

Kontakt

Dr. Dorothee Spuhler
Projektleiterin GSC@OST
UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik
+41 58 257 17 11
dorothee.spuhler@ost.ch 

Beteiligte Institute der OST:
UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik, SPF Institut für Solartechnik, IBU Institut für Bau und Umwelt, IPW Institut für Angewandte Pflegewissenschaften, IFSAR Institut für Soziale Arbeit und Räume, WERZ Institut für Wissen, Energie und Rohstoffe Zug, ILF Institut
für Landschaft und Freiraum, IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung.

GSC@OST-Partnerorganisationen:
Swiss Water Partnership; Swiss Agency for Development and Cooperation; SECO; KFPE; Bowier Trust Foundation Switzerland; University of Applied Science Karlsruhe; UMU United Methodist University of Liberia; Kwame Nkrumah University of Science and Technology, Ghana; Centre Suisse de Recherche Scientific (CSRS), Elfenbeinküste; Makere University, Uganda; HEKS Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz; Blue Community Schweiz; SuSanA Sustainable Sanitation Alliance; Eawag Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs; Simly Solar; Everflo; 2iE; Operieren in Afrika, Gesundheitsministerium Kamerun.

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