Ausgabe 01 / 2025

Künstliche Intelligenz verstehen, kinderleicht

Willi Meissner

Seit Januar 2024 gibt es eine spannende neue Kursreihe zur Vermittlung von Grundlagen der Künstlichen Intelligenz (KI). Die OST und Smartfeld haben gemeinsam ein Programm entwickelt, das Schülerinnen und Schülern der Oberstufe und Sekundarstufe II auf verständliche Weise die Funktionsweise und den Umgang mit KI näherbringt.  Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen frühzeitig die faszinierenden Möglichkeiten der Technologie zu eröffnen und sie dabei zu ermutigen, sich mit deren Herausforderungen aktiv auseinanderzusetzen.

Der Kursname KI ≠ Magie Grundlagen der künstlichen Intelligenz, könnte abschreckend wirken. Er klingt nach komplizierten Programmier- und Mathematikaufgaben. Doch laut Michael Schmid, der den Kurs im ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence der OST mitentwickelt hat, ist das Gegenteil der Fall: «Die Jugendlichen lernen spielerisch und durch praxisnahe Beispiele, dass KI nichts Magisches ist, sondern auf verständlichen Prinzipien basiert.» Was KI heute leistet, hat zwar einen Hauch von Magie; ein typisches Beispiel: Die Bildgenerierung durch KI, bei der aus einfachen Texteingaben vielfältige Elemente kombiniert werden, um beeindruckende realistische oder neuartige Ergebnisse zu schaffen. Doch wie Schmid betont, basiert die künstliche Intelligenz immer auf einem grundlegenden Prinzip: Ein System wird mit Daten trainiert, um spezifische Aufgaben zu lösen. Die Qualität und Vielfalt dieser Daten sowie die sorgfältige Steuerung durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmen dabei, wie erfolgreich und verantwortungsvoll KI genutzt werden kann.

Kinder lernen, Daten zu erheben.
Die Schülerinnen und Schüler lernen das Erheben von Daten.
Daten erfassen und Muster erkennen

Die Schülerinnen und Schüler werden im Kurs schrittweise in Themen wie Datenerfassung und -verarbeitung sowie die Erkennung von Mustern eingeführt. Ein weiterer Bestandteil des Kurses ist das kritische Hinterfragen der präsentierten Informationen. «Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie Algorithmen aus Datensätzen Schlussfolgerungen ziehen und welche Grenzen und Herausforderungen es dabei gibt», erklärt Manuel Lenz, Standortleiter Rapperswil-Jona bei Smartfeld. Für eine Demonstration können die Jugendlichen sogar auf eigene Daten zurückgreifen: So werden etwa die Schuhgrösse und dieKörpergrösse der Teilnehmenden erfasst, um Trends in den Daten zu erkennen. «Menschen sind zwar sehr unterschiedlich, doch bereits bei einem solch kleinen Datensatz einer Schulklasse kann die KI – genauso wie die Jugendlichen – einen Trend erkennen: Grosse Menschen haben tendenziell auch grössere Füsse.», so Schmid. Die Kinder erstellen aus diesen Daten eigenständig eine Trendlinie und erkennen dabei, dass sie bei solchen Aufgaben nahezu so gut wie die KI sein können. Darüber hinaus lernen sie, die Ergebnisse richtig zu interpretieren und verstehen, wie ein unvollständiger Datensatz zu fehlerhaften Schlussfolgerungen führen kann.

Kinder lernen, Daten zu strukturieren.
Die Schülerinnen und Schüler lernen das Strukturieren von Daten.
Vorbereiten auf eine digitale Welt

Schmid betont, dass es wichtig sei, «schon früh zu lernen, wie ein auf KI basierendes System im Grundsatz funktioniert, um in einer rasant fortschreitenden digitalen Welt neugierig und aufgeschlossen mitreden zu können.» Genau hier setzt Smartfeld an: Das Bildungslab mit Hauptsitz in St.Gallen sowie Standorten in Buchs und Rapperswil-Jona bietet ein breites Spektrum an Kursen für Jugendliche aller Altersstufen an. Die Themen reichen von Programmieren, Robotik und Photonik bis hin zu Digital Entrepreneurship und neuerdings auch Künstlicher Intelligenz.

Kinder erfassen den Zusammenhang zwischen der Körper- und der Schuhgrösse.
Die Schülerinnen und Schüler lernen das Auswerten von Daten.
Chancen für Schulen

«Die rasante Entwicklung der KI-Technologie stellt Schulen vor grosse Herausforderungen», so Lenz. Technische Neuerungen und Datenschutzfragen entwickeln sich schnell weiter. Umso wichtiger sei es, dass Lehrpersonen sich mit der Thematik auseinandersetzen und ihren Nutzen und die Grenzen kennen. Smartfeld bietet deshalb neben den neu entwickelten Schulklassen-KI-Kursen auch spezielle Weiterbildungen für Lehrkräfte an.

Das Ziel der neuen Kurse ist es, Kindern und Jugendlichen  einen positiven Zugang zu KI zu  ermöglichen und sie dazu zu ermutigen, kreativ und gleichzeitig aufmerksam mit der Technologie umzugehen. So entstanden im Pilotkurs Ideen für eigene KI-Apps, etwa zur Unterstützung beim Lernen, Zeitmanagement oder Sport. «Der KI-Kurs ist auch ein Pilotprojekt, um didaktische Konzepte zu erproben, wie Lehrkräfte komplexe Themen wie KI altersgerecht und aufeinander aufbauend vermitteln können», so Lenz. Durch praxisnahe Übungen und greifbare Beispiele, wie die Arbeit mit physischen Objekten oder die Auswertung von echten, im Unterricht ermittelten Daten, wird der Lernprozess erleichtert.

Die Kooperation zwischen dem ICAI der Ostschweizer Fachhochschule und Smartfeld, die durch die IT-Bildungsoffensive des Kantons St. Gallen gefördert wird, arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung neuer, innovativer Lernformate. «Unser Ziel ist es, Wissen aus den oft sehr komplexen Praxis- und Forschungsprojekten des ICAI in verständlicher Form an verschiedenste Altersgruppen weiterzugeben – sei es mit Smartfeld für Kinder und Jugendliche oder auch über die Seminarreihe Künstliche Intelligenz (KI) für alle für die breite Bevölkerung. Das ICAI lebt den Grundsatz KI für Alle! und fördert gezielt den interdisziplinären Austausch über die künstliche Intelligenz», betont Schmid.

Kontakt

Michael Schmid
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence
+41 58 257 46 61
michael.schmid2@ost.ch

Maria Mannai
Standortleiterin Smartfeld St.Gallen
+41 76 701 37 13
maria.mannai@smartfeld.ch

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