Schritt für Schritt
Entwicklung von Front- und Backend
Die Vebo hat eine bedeutende Rolle bei der Eruierung der Lösungsansätze gespielt. Denn in dieser Einrichtung werden zu 80 Prozent Menschen mit Beeinträchtigung beschäftigt. Wieso dies ein wichtiger Ansatz war, erklärt Frieder Loch: «Wir reden von sogenannten geschützten Arbeitsplätzen, es herrscht also in dem Sinn kein Leistungsdruck und der Wettbewerb unter den Mitarbeitenden ist ganz anders als in der sogenannten ersten Arbeitswelt. Die Motivation für Verbesserungsvorschläge ist also eine sehr spezielle. Daraus konnten wir viele Rückschlüsse für unsere Lösungsansätze ziehen.»
Diese Ansätze bezogen sich auf zwei Anwendungen: einerseits das Frontend, bei dem die Frage im Zentrum steht, wie es einem Mitarbeitenden leicht gemacht wird, Vorschläge einzubringen. Das Frontend soll also vereinfacht gesagt dazu motivieren, sich und seine Ideen einzubringen. Und andererseits wurde ein Backend entwickelt, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet. War es bislang meist so, dass Rückmeldungen auf Verbesserungsvorschläge stark zeitverzögert erfolgten, entwickelte Loch mit seinem Team einen Chatbot, der beispielsweise Fotos oder Zeichnungen von Mitarbeitenden analysieren kann, um daraus Feedback zu generieren.
Einfaches Tool war gesucht
«Viele Menschen, gerade im Bereich geschützter Arbeitsplätze, haben Schwierigkeiten, sich schriftlich auszudrücken. Aber das gilt auch für Menschen in der ersten Arbeitswelt, das hat nicht unbedingt etwas mit Beeinträchtigungen zu tun. Von daher galt es, ein Tool zu entwickeln, das extrem einfach in der Anwendung ist und auf möglichst viele Arten der Eingabe reagieren kann», so Loch.
Die Rückschlüsse aus den beiden «anders gearteten» Arbeitswelten waren insofern wichtig, als es das klare Ziel war, einen einzigen, einheitlichen Feedbackprozess zu entwickeln, der für alle Menschen geeignet ist – egal ob Beeinträchtigungen vorliegen oder nicht.
Die Rückmeldungen erfolgten in der Regel in Form von Interviews mit den Mitarbeitenden, sodass viel qualitatives Feedback eingeholt werden konnte. Was Frieder Loch und seinem Team dabei schnell klar wurde: Der Chatbot ist in keinem Fall eine Alternative für einen menschlichen Vorgesetzten. «Das gesamte Vorgehensmodell ist sehr menschzentriert und wir haben erkannt, dass für den gesamten Prozess ein persönlicher und vertrauensvoller Umgang mit dem Vorgesetzten wichtig ist, egal in welcher Arbeitswelt», so Loch.
Prototyp steht
Dabei kommen in der Anwendung auch Emotionen in Form von Avataren ins Spiel, die bei den jeweiligen Mitarbeitenden eingefügt werden können und das Gefühl verstärken, gebraucht zu werden und wichtig zu sein. So wie bei jedem von uns die Tagesform auch immer abhängig von Emotionen und Gefühlen ist, so individuell kann dann auch das Feedback-Tool auf die jeweiligen Gemütszustände eingehen. «Gerade bei den geschützten Arbeitsplätzen war dies ein wichtiges Detail, aber es bietet auch in der ersten Arbeitswelt viele Möglichkeiten für den Einsatz der KI, die somit besser weiss, wie sie Rückmeldungen geben kann», führt Loch aus.
Das von Innosuisse geförderte Projekt endete im Juli 2025 nach knapp zwei Jahren Laufzeit, ist jedoch bis Ende des Jahres verlängert worden. Die mittlerweile entstandene App sieht Loch zwar noch als Prototyp, der auf die Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen angepasst werden muss. Doch das Grundgerüst steht. Ein innovatives, KI-gestütztes System für Verbesserungsvorschläge. Oder anders gesagt: ein Tool für die schrittweise und kontinuierliche Verbesserung. «Letztlich geht es um die Prozessvereinfachung, so banal das klingen mag. Aber wenn man verstanden hat, wie die Motivation, die entscheidend ist, genutzt werden kann, dann ist der entscheidende Schritt getan», so Loch abschliessend.
Dieser Schritt ist ihm und seinem Team in jedem Fall gelungen und wir dürfen gespannt sein, wann dieses Tool seinen Weg in den Arbeitsalltag vieler Unternehmen finden wird.
Kontakt
Prof. Dr. Frieder Loch
I3 Institut für interaktive Informatik
+41 58 257 46 43
frieder.loch@ost.ch





