Wie Masterarbeiten den Alltag verbessern
Schnittstelle zwischen Mensch, Technologie und Design
Alle diese Interaktionen mit der Technik müssen konzipiert, programmiert und designt werden. Genau das lernen die Weiterbildungsteilnehmenden im MAS Human Computer Interaction Design (HCID). Das Studienprogramm verbindet Informatik, Visual Design und Psychologie. «Damit ist eine ganzheitliche Sichtweise auf die Schnittstellen zwischen Mensch, Technologie und Design möglich», sagt Markus Stolze. Das gewährleisten nicht nur die Studieninhalte, sondern auch die Vielfalt der Studierenden und Dozierenden mit Hintergründen aus Bereichen von Informatik über Wirtschaft bis Design.
Technik für mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit
Im MAS HCID ist es zentral, dass die Teilnehmenden ein Bewusstsein für die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Anwendungen in verschiedenen Kontexten entwickeln. Markus Stolze erklärt: «Die Digitalisierung birgt die Gefahr, dass Personen ausgeschlossen werden. Gutes HCID bietet die Möglichkeit, die spezifischen Bedürfnisse aller Personen miteinzubeziehen.» Als Beispiel nennt er die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen. «Das kann für ihr Leben einen grossen Mehrwert bieten und sie unabhängiger und selbstständiger machen.»
Für die Masterarbeiten des MAS HCID besteht die Anforderung, ein praxisrelevantes Thema mit einer externen Auftraggeberin oder einem externen Auftraggeber zu bearbeiten. «Die Themen der Masterarbeiten ergeben sich meistens aus einem konkreten Problem in den Unternehmen oder dem privaten Umfeld der Teilnehmenden.» Das erklärt, weshalb die Masterarbeiten des MAS HCID meist nicht in der Schublade landen: Viele davon werden auch über den Masterabschluss hinaus von den Absolventinnen und Absolventen weiterentwickelt. Exemplarisch zeigen das die folgenden drei Anwendungen.
Alfred hilft bei Einsamkeit im Alter
Dennis Eitner und Sandro Pezzutto wollten mit ihrer Masterarbeit im MAS HCID dem Bedürfnis älterer Menschen nach sozialen Kontakten nachkommen. Denn diese sind besonders häufig von Einsamkeit und Isolation betroffen, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken kann. Sie entwickelten den KI-Sprachassistenten «Alfred» zur Unterstützung und Unterhaltung älterer Menschen. Alfred kann mit der Stimme gesteuert werden und nimmt die Seniorinnen und Senioren mit auf sogenannte Gedankenreisen. Diese aktivieren und fördern ihre geistigen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten.
Nach ihrem Masterstudium haben die beiden Absolventen Alfred weiterentwickelt und dafür auch ein eigenes Unternehmen namens «Altertainment» gegründet. Gemeinsam mit dem IAF Institut für Altersforschung der OST testen sie Alfred nun im Rahmen eines Innosuisse-Forschungsprojekts in Altersheimen.
Chuchipirat verringert Food Waste in der Lagerküche
Ghackets und Hörnli, Riz Casimir oder Spaghetti Bolognese – an das Essen im Lager erinnern sich viele Kinder auch noch lange Zeit nach der Heimreise. Für ein feines Zmorge, Zmittag und Znacht gehört in der Lagerküche jedoch viel mehr dazu als nur die Zubereitung der Speisen. Die Menüplanung für variierende Gruppengrössen, Intoleranzen und verschiedene Ernährungsformen kann selbst die begabtesten Excel-Nutzerinnen und -Nutzer vor Herausforderungen stellen. Auch Hobbykoch Gio Cettuzzi schlug sich für die Planung seiner Lagereinsätze zehn Jahre lang mit Excel-Tabellen rum. Im MAS HCID ergab sich die Möglichkeit, eine bessere Lösung zu finden. In seiner Masterarbeit entwickelte er zusammen mit einer anderen MAS-Teilnehmerin den digitalen Küchenassistenten «Chuchipirat».
Die Web-App verfügt über eine grosse Rezeptdatenbank, die von den Nutzerinnen und Nutzern gepflegt wird. Mit wenigen Klicks können Menüpläne und Einkaufslisten erstellt werden. Ein wichtiges Ziel des Chuchipirats ist ausserdem die sinnvolle Mengenberechnung. Das soll helfen, Food Waste zu reduzieren. Nach seinem Abschluss hat Gio Cettuzzi den Küchenassistenten so weit optimiert, dass er ihn 2024 der Öffentlichkeit zugänglich machen konnte. Heute unterstützt der Chuchipirat über 1000 Nutzerinnen und Nutzer bei der Planung von Gruppenmahlzeiten.
Kostüm+ bringt Ordnung und Nachhaltigkeit hinter die Kulissen
Hinter den Kulissen jeder Theateraufführung verbirgt sich die aufwendige Verwaltung von Kostümen. Der Überblick über die grosse Anzahl an Hüten, Röcken, Schuhen und vielen weiteren Kleidungsstücken geht schnell einmal verloren. Um eine optimierte und nachhaltige Nutzung des Kostümfundus zu ermöglichen, haben Irja Böhm, Heidi Kaufmann, Rebecca Rotondari und Manuela Vielmi im Rahmen ihrer Masterarbeit eine digitale Lösung namens «Kostüm+» entwickelt. Dabei arbeiteten sie mit den Bühnen Bern, dem Theater Luzern und SRF zusammen.
Das Projekt verfolgt das Ziel, die Nachhaltigkeit in der Theaterbranche zu stärken, indem vorhandene Kostüme besser genutzt und Neuproduktionen reduziert werden. Langfristig werden dadurch Ressourcen geschont und Kosten gespart. Inzwischen haben die drei Praxispartner eine Projektgruppe ins Leben gerufen und bemühen sich mittels Fundraising um finanzielle Mittel für das Projekt Kostüm+.
Kontakt
Prof. Dr. Markus Stolze
I3 Institut für Interaktive Informatik
Professor für User-Experience Engineering
+41 58 257 46 63
markus.stolze@ost.ch


